Hoffnung trotz Absturz

Publikumsliebling Svetoslav Neychev (rotes Trikot) soll künftig der einzige Ausländer in der Hofer Ringer-Staffel sein. Archivfoto: Hering

Von Peter Langer

Raus aus der Ringer-Bundesliga: Die Mitglieder des Verwaltungsrates folgten der Empfehlung des ASV-Präsidiums einstimmig. Und das nahm die demonstrativ
gezeigte Harmonie in der Führungsmannschaft mit großer Erleichterung auf. „Der Druck ist weg. Wir werden das Kapitel Bundesliga abhaken und jetzt wieder den Blick nach vorne richten“, machten die Präsidiumsmitglieder Achim Hager und Wolfgang Fleischer gestern deutlich. Wie berichtet, weist der Etat von 120 000 Euro für die zurückliegende Saison eine Unterdeckung von 31 000 Euro auf.

Am Dienstag begannen die Verantwortlichen auch schon an einer neuen Hofer Staffel zu basteln, in der fast ausschließlich Eigengewächse stehen sollen. Wie bereits berichtet, gilt Publikumsliebling Svetoslav Neychev als heißer Kandidat für die einzige Ausländerstelle, die der Bayerische Ringerverband (BRV) seinen Klubs genehmigt. Als zweite Stütze eines jungen Hofer Teams ist Tahir Zaidov im Gespräch. Zaidov besitzt einen deutschen Pass und wollte wegen beruflicher Beanspruchung seine Bundesliga-Karriere ohnehin beenden.

Manfred Werner, der Präsident des Deutschen Ringerbundes und in Personalunion auch BRV-Chef, hat inzwischen das offizielle ASV-Schreiben vorliegen, in dem die Hofer ihren Rückzug schriftlich formulieren und begründen. Werner hielt sich gestern bedeckt. „Ich will und kann die Situation des ASV aus der Ferne nicht beurteilen.“ Der oberste deutsche Ringerfunktionär bedauert die Entwicklung, weil er die „Zelle Hof“ immer als sehr wichtigen Eckpfeiler für das gesamte Ringen gesehen hat. Er kann nachvollziehen, dass sinkende Zuschauerzahlen und der Ausstieg von Sponsoren zum Nachdenken zwingen.

Werner äußert sich nicht

Gab es für die ASVler keinen anderen Ausweg? Werner will sich am Tag nach dem Rückzug nicht äußern. „Ich schätze die Arbeit des ASV zu sehr, um jetzt ungebetene Ratschläge zu geben. Es ist in jedem Fall ein schwerer Schlag für die Ringer-Region“, sagte er in dem Telefongespräch abschließend und machte sich auf den Weg in Hofs sächsische Partnerstadt Plauen, wo im Mai das Weltcup-Finale der Freistil-Junioren-Ringer stattfindet.

Noch haben die ASVler also keine Ahnung, in welcher Liga sie in der kommenden Saison ringen werden. Die Statuten lassen einige Fragen offen. Der SC Anger hatte sich im vergangenen Jahr nach seinem freiwilligen Rückzug in der Bayernliga einreihen dürfen und auf Anhieb den Aufstieg in die Bayerische Oberliga geschafft. Dieser Weg schwebt auch den Hofern vor, doch beim Bayerischen Ringer-Verband neigt man zur Stunde dazu, den ASV Hof eine Klasse tiefer, in der Landesliga, beginnen zu lassen. Die BRV-Meinung: „Die Aufstiegskämpfe sind abgeschlossen, die Vereine brauchen Planungssicherheit.“

Noch sind aber nicht alle Türen zu. Bis Ende des Monats müssen die Entscheidungen gefallen sein. Dafür plädieren auch die ASVler, die in den nächsten Tagen den Rückzug aufarbeiten müssen und dabei auch auf Zustimmung von außen hoffen. Gut hat die spontane Mail eines der Hauptsponsoren getan, der eine weitere Zusammenarbeit garantierte. „Richtige Freunde müssen auch in nicht so guten Zeiten zusammenhalten und miteinander durch dick und dünn gegen.“

Großer Einschnitt

Wert legt ASV-Boss Fleischer in diesem Zusammenhang auf die Feststellung, dass der Verein in den vier Bundesliga-Jahren nie seine Nachwuchsarbeit vernachlässigt habe. „Die Kämpfe der 1. Mannschaft haben vieles überstrahlt, aber die Jugend hat nie darunter gelitten.“ Dass eigene Talente nicht regelmäßig zu Bundesliga-Einsätzen kamen, will Fleischer gar nicht abstreiten. „Die Lücke ist wahnsinnig groß und man muss sich entscheiden: Verheizt man die jungen Kerle oder baut man sie behutsam auf?“

Möglich, dass sich viele Fans wegen des verstärkten Einsatzes von Ringern aus anderen Ländern oder aus der Region Aschaffenburg vom ASV abgewendet haben. „Aber genau diese Fans bleiben auch zu Hause, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt.“ Der große Einschnitt war aber die bautechnisch begründete Sperrung der Jahn-Halle. Hager und Fleischer übereinstimmend: „Die Oberkotzauer haben sich für uns verbogen und dafür gebührt ihnen großer Dank. Aber die Jahn-Halle konnten sie uns nicht ersetzen.“ Jetzt hoffen alle ASVler auf eine baldige Fertigstellung ihrer sportlichen Heimstätte.

„Haben in den vier Bundesliga-Jahren nie unsere Nachwuchsarbeit vernachlässigt“: ASV-Vorsitzender Wolfgang Fleischer.

Kommentar

Alte Weisheit

Von Peter Langer

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Diese alte Weisheit trifft die Situation beim ASV Hof punktgenau. Einfach weiter zu wursteln und den Traditionsverein an die Wand zu fahren, wäre unverantwortlich gewesen.

Ein Ringkampf kann attraktiv und spektakulär, aber auch sterbenslangweilig sein. Das gilt für Fußball, Handball und Eishockey genauso. Aber diese Sportarten sind im Fernsehen präsenter und deshalb in der Breite populärer. Fans und Sponsoren dauerhaft an einen Ringerverein zu binden, ist deshalb ungleich schwerer. Weil auch trotz vieler rassiger Kämpfe die sportliche Stagnation der Hofer Staffel unübersehbar war. Im Viertelfinale stieß der ASV in all den Jahren unwiderruflich an seine Grenzen.

Automatisch stellt sich die Frage, ob der Aufstieg in die nächsthöhere Klasse in jedem Fall Sinn macht. Sehr oft übernehmen sich Vereine und zerbrechen an den neuen Aufgaben. Der ASV hat alles versucht, muss sich aber nach vier Jahren Bundesliga eingestehen, dass die oberste deutsche Ringerklasse eine Nummer zu groß für ihn ist.

Nicht für alle Zeiten, aber die momentane Konstellation zwingt den Verein zum Rückzug. Die vielen Nachwuchsringer, die in der ganzen Republik antreten und zuletzt in der Altersklasse der Zehn- bis Vierzehnjährigen den hervorragenden vierten Platz bei deutschen Titelkämpfen unter 18 Mannschaften belegten, brauchen moralische und finanzielle Unterstützung. Das ist und bleibt die Hauptaufgabe des Vereins. Vielleicht löst der Rückzug des ASV in der ganzen Ringerszene ein Umdenken aus. Der SC Anger war vor einem Jahr Vorreiter, jetzt könnten die Hofer mit dem gewiss nicht leicht gefallenen Entschluss, sich zurückstufen zu lassen, andere Vereine mitziehen.

Die Abhängigkeit, in die sich Sportvereine mit dem gutgemeinten Sponsoring begeben, hat oft ein böses Erwachen zur Folge. Es muss immer das sportlich Wünschenswerte mit dem finanziell Machbaren in Einklang gebracht werden.

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